Über Steine

Tamara Mandich

Steine, die an Küsten liegen, kämpfen mit den Wellen. Sie sind ein Schutzwall zwischen Land und Wasser. Sie bewahren Menschen vor den zerstörerischen Kräften des Meeres. Sie hielten Stürmen und Sturzfluten schweigend stand.

Steine sind nicht einfach nur Steine. Denken Sie nur an die verzweifelte Konfrontation, mit welcher Kraft sie selbst menschlichen Wellen Widerstand leisten.

Steine erinnern sich an alles: rücksichtslos versenken sie Schiffe und werden bei Demonstrationen und Revolutionen eingesetzt, die den Lauf der Geschichte von Ländern verändern.

Steine hören alles: aus einer scheinbaren Ruhe erwachen sie durch den Ruf nach Freiheit und Demokratie, um sich aus den Fesseln eines erstarrten Systems zu befreien.

Steine fühlen alles: Tränen gebrochener Menschen und im Kampf vergossenes Blut scheinen sie ebenso oft zu treffen wie die Tropfen salzigen Meerwassers.

Steine trennen: für viele Jahre trennten sie Schicksale durch eine taube Steinwand aus Missverständnissen. Sie verhinderten Grenzen zu überwinden, um einen entscheidenden Schritt nach vorn zu machen, wie sie am Ufer eine Meereswelle in Richtung Land aufhalten.

Steine verbinden: Gleichgesinnte und Geschwister versammeln sich darauf, die ihre Kraft unter den Füßen spüren und feste Prinzipien in ihren entschlossenen, zielstrebigen Herzen tragen.

Steine werden als eingerissene Mauer immer ein Symbol der Deutschen Wiedervereinigung sein, sowie für ukrainische Studenten, die auf dem Granit des Unabhängigkeitsplatzes ausharrten.

PS: Auch die Steine an den Küsten, die mit den Wellen kämpfen und in die untergehende Sonne starren, träumen von einem weitentfernten Frieden…